Was ist Offene Arbeit in der Kita?
Definition Offene Arbeit in der Kita
Offene Arbeit als inklusives Konzept ist ein pädagogischer Ansatz, der auf eine offene Gesellschaft, in der alle teilhaben und sich einbringen können, abzielt. Darum ist es das zentrale Anliegen Offener Arbeit, die Erfahrung persönlicher Eigenständigkeit und gemeinschaftlicher Verantwortung für Kinder und Erwachsene erlebbar zu machen, Mechanismen der Ausgrenzung aktiv entgegen zu treten und Inklusion zu fördern.
Offene Arbeit erweitert und sichert die Selbstbestimmungs- und Beteiligungsrechte für Kinder allen Alters und aller Voraussetzungen. Kern des Konzeptes ist das Wohlbefinden jedes Kindes mit seinen Eigenheiten. Daher stehen die Signale der Kinder im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Sie zeigen uns, worauf es jeweils ankommt und was ihr individueller “Bildungsplan” vorgibt.
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Offenes Konzept Kita - Edelsteine der offenen Arbeit
Funktionsbereiche intensivieren das Lernerlebnis der Kinder
In thematisch strukturierten Funktionsbereichen finden die Kinder passende Materialien und Anregungen. Ziel ist es, die Kinder zum selbstbestimmten Experimentieren zu animieren. Erzieher:innen übernehmen die Verantwortung für ihre jeweiligen Funktionsbereiche und agieren selbständig. Diese autonome Arbeitsweise schafft Raum für effektives Arbeiten: Sie weckt die intrinsische Motivation und führt dazu, dass sich alle Erzieher:innen spezialisieren können. Darüber hinaus tragen das Übernehmen von Verantwortung und das Treffen von Entscheidungen einen großen Teil zur Selbstfürsorge bei.
Vielseitiger Blick auf die Kinder
Erzieher:innen haben in der Offenen Arbeit einen vielseitigen Blick auf die Kinder. Jede:r kennt jede:n und alle Sichtweisen stehen gleichberechtigt nebeneinander; gleichzeitig werden durch kooperative Zusammenarbeit im Team subjektive Sichtweisen auf die Kinder vermieden. Für Elterngespräche z.B. braucht es die Rückmeldung aller Kolleg:innen aus allen Bereichen. Diese Art der Zusammenarbeit setzt Vertrauen und das Bewusstmachen eigener Stärken und Schwächen voraus.
Gelebte Partizipation & Selbstwirksamkeit
Gelebte Partizipation erfahren die Kinder durch Ausprobieren und Explorieren. Zeiten von Ruhe & Anspannung werden frei gewählt. Die Entscheidung darüber, mit wem sie spielen oder arbeiten möchten ist von Neugier geprägt. Kinder entscheiden anhand ihrer Interessen – oder denen von Freunden – wie sie den Alltag gestalten möchten. So sind die Kinder die Akteure und aktiven Gestalter ihres Alltags. Was passiert beispielsweise, wenn ein Kind eine:n Erzieher:in nicht mag? Ganz klar – dann kann es sich eine:n andere:n aussuchen. Denn das Gefühl von Akzeptanz, Sicherheit, Geborgenheit und Vertrauen ist wichtig, um sich auf Lernen einlassen zu können.
Beispiel für einen strukturierten Tagesablauf:
• Ankommen in der Kita• Freispiel
• Tagesplanung/Morgenkreis
• Frühstück
• Freispiel/Angebote
• Abholzeit
• Mittagsruhe
• Freispiel/Angebote
• Abholzeit
Offene Arbeit Kita Tagesablauf
Widersprechen sich Offene Arbeit und die Vorgabe eines strukturierten Tagesablaufes? - Im Gegenteil: Ein geregelter Tagesablauf erweist sich als unerlässlich, da er Handlungssicherheiten für Alle bietet. Im Idealfall wird der Tagesablauf mit Symbolen (z.B. Metacom) oder Sprachklammern für jede:n zugänglich gemacht.
Bildungsbereiche und Raumkonzept
Bildungsbereiche ersetzen Räume, außerdem stellen Drinnen und Draußen gleichwertige Bildungsbereiche dar. Die sogenannten Funktionsbereiche orientieren sich an den Bildungs- und Erziehungsplänen der Bundesländer.
Durch Offene Arbeit ist es möglich, die lauten von den leisen Aktivitäten zu trennen. Stell dir mal vor du möchtest gerade ein wilder Tiger sein und neben dir liest die Erzieherin Kamishibai. Da ist abzusehen, dass einer seine Interessen zurückstellen muss.
Offene Pädagogik – einfach nur ein Durcheinander und lautes Tohuwabohu?
Offene Arbeit in der Kita ist nachweislich erfolgreich. So erfahren insbesondere ältere Kinder im Vergleich zu gruppenbezogener Arbeit ein differenzierteres Angebot (Vergleiche: W. Tietze et al. (2013), Pädagogische Qualität in Tageseinrichtungen für Kinder. Ein Nationaler Kriterienkatalog, S.78). Was auf den ersten Blick nach einem undurchschaubaren Kuddelmuddel aussieht, folgt bei näherer Betrachtung einer tiefer liegenden Ordnung. Für die Kinder eröffnen sich jedenfalls individuelle Freiräume und Perspektiven. Von den Erzieher:innen verlangt die Offene Arbeit den Mut, sich auf etwas Neues einzulassen: Belohnt wird dieser Mut mit einer inklusiven Arbeitsweise, die einerseits den je individuellen Bedürfnissen der Kinder entgegenkommt und andererseits den Zusammenhalt und das Vertrauen unter den Kolleg:innen aber auch gegenüber den Eltern stärkt. So werden viele bisher unbekannte Edelsteine ans Tageslicht befördert werden.
Autorin Laura Gross leitet eine Kita in Fulda. Sie entwickelt das Konzept der Offenen Arbeit seit 15 Jahren ständig weiter.